Mittwoch, 7. April 2010

Wie belastbar sind den nun Freunde wirklich... ?

Ich und mein alter Ego waren ja nun doch schon vor ein paar Tagen in Wien bei unserem besten  Freund zu Besuch. Dort kam dann irgendwann die Frage auf, wie belastbar ist mensch mit 'uns'?
Dazu hab ich mir dann doch mal noch ein paar Gedanken gemacht...

So richtig wollte Herr H aus Wien nicht mit mir in die Öffentlichkeit gehen.
Ich muss zugeben, dass ich am Anfang gedacht habe, der soll sich mal nicht so haben. Schließlich beiss ich nicht. Und schon gar nicht seinen süßen Hund oder die Nachbarn...
Doch halt, so einfach ist es wohl doch nicht...
Nach längeren Gesprächen ist mir klar geworden, dass mein Weg zwar mein Weg ist, und das in der Wohnung in der Wohnung ist... Aber... Tja, was aber.... ?
So ein wenig kann ich das Gefühl, dass er mir vermitteln wollte verstehen.
Auf der einen Seite auf dem Dorf vor 2 Jahren war es völlig ok. Da ist man aber auch nicht so direkt mit den Leuten in Kontakt gekommen.
Und jetzt? Da ist zum einen die Anonymität der Großstadt. Zum anderen aber auch der direkte Kontakt mit Hausnachbarn und den Menschen auf der Strasse, die frau / man ja sofort unweigerlich trifft. Und so idiotisch das ist, aber irgendwo kann ich das schon nachvollziehen, dass er keine Lust hat, dass die Nachbarn hinter vorgehaltener Hand auf ihn zeigen und tuscheln: Das ist der, der so'ne komsiche Tusse zu Besuch hatte. Die sah ja echt merkwürdig aus. Schon ziemlich männlich. Wer weiß, vielleicht ist der ja schwul? Und weiß man in welchen Kreisen der noch alles verkehrt...? Tsss, nee, nee.. Frau Müller, ich kann ihnen sagen. Also mein verstorbener Mann, der hat auch immer schon gesagt ....STOPP!! Wir wollen uns jetzt mal nicht verlieren, ja...??!!
Obwohl, in der Wohngegend würde das wahrscheinlich eher so klingen: üschte müsch knüsch hüsch tüüsssche, ehh kloppe düsch...oder so... [Sorry liebe Nachbarn, ist nicht ganz ernst gemeint... ;-)] 
Ich gebe zu, dass mich das ein wenig  verunsichert hat. Eigentlich will ich doch nur so leben, wie ich es will. Und wenn ich -also Noreen- mal aus dem Haus gehen will, dann sollte das doch genauso möglich und normal sein, als wie wenn (feina deutsch...) mein alter Ego aus dem Haus geht, oder?
Leider ist da wohl noch sehr, sehr viel Aufklärungsarbeit notwendig. Wohl am meisten unter den Geschlechtsgenossen meines alten Ego.
Wovor haben sie nur Angst, wenn sie uns sehen und so aggressiv reagieren? Das 'DAS' ansteckend ist? Und selbst, wenn es so wäre. Dem einen oder anderen würde ein Beinhaarrasur durchaus gut tun. Vielleicht sollte frau Mann mal erklären, dass ein zarter halterloser Feinstrumpf nicht nur als Keilriemenersatz gut ist....
Anyway...
Das ist wohl ein Problem, welches ich hier heute leider nicht lösen kann. Es wäre auch zu schön... Stellt euch mal vor, die Männer entdecken den Vorteil eines Minirocks beim Pinkeln.. Upps, stellt es euch lieber doch nicht vor... ;-)
Ist schon ok, wenn so mancher bunte Bermudashorts tragender Mann bei genau diesen bleibt.. ;-);-) Ein Bierbauch überm Mini... nee, lieber nicht.

Es wird mir wohl also nichts anderes übrig bleiben, als aller 14 Tage / 3 Wochen zu den Transsisters zu stöckeln, dort auf Gleichgesinnte zu treffen und mich dabei einfach gut und wohl zu fühlen. Eben komplett.

Ich darf an dieser Stelle mal auf ein Lied der Gruppe Früchte des Zorns verweisen:

Mein schönstes Kleid

Einleitungstext des Booklets:
„Wenn ich im Kleid aus dem Haus gehe, werde ich oft  bedroht oder angemacht.
Manchmal habe ich einfach nicht mehr den Mut, mich in der Öffentlichkeit so zu bewegen,
wie ich mich wohl und schön fühle.“
Für eine Welt, in der viele Geschlechter und Sexualitäten einen Platz haben.


Songtext:
Eines Tages werde ich aus dem Haus gehen und ich trag mein schönstes Kleid,
ich werde durch die Straßen streifen, und ich nehm mir dabei Zeit.
Und die Leute werden mich ansehen – keiner wird mir drohen, keiner wird mich schlagen,
und sie werden freundliche Worte und Respekt auf ihren Lippen tragen.

Eines Tages werde ich aus dem Haus gehen und ich kann lieben wen ich mag
– wir können beim Küssen die Augen schließen, in der U-Bahn und im Park.

Eines Tages werde ich aus dem Haus gehen und ich muss mich in meiner Kleidung nicht mehr verstecken.
Ich muss keine Angst vor Männern in Gruppen haben und der Tag wird leichter schmecken.

Ich werde mich so schön fühlen, wenn ich die Straßen entlang geh.
Ich werde mich komplett fühlen, wenn ich in den Spiegel seh.

Ich lebe, wie ich mich fühle und mach mich nicht mehr klein.
Und ich werde dafür geliebt und kann ich selber sein.


Ich bin ein Junge und ein Mädchen, ein Mann und eine Frau
– und von allem gar nichts – ich werd sehen, was ich daraus bau.

Ich gehe täglich aus dem Haus.
Ich gehe täglich aus dem Haus.

3 Kommentare:

  1. mmmmmmmmmmmmmmmmmmmm grübel, gtübel, grübel, wie würde eine bekannte (Svenja) sagen, passing ist alles.

    ich sage mal einfach, das man egal was man als unfertige (sozusagen)anställt um nicht aufzufallen, klappt nicht, man fällt trotzdem auf. das macht die person dann angreifbar, verletzbar.

    als mann und ehemaliger jäger teile ich doch meine beute in vier gruppen ein:
    1 nicht jagdbar, nicht erlegbar (zu gutaussehend, über meinem niveou, idealbild)
    2. lohnendes jagdobjekt (hier kann man baggern auf teufel komm raus, da muß doch was zu erreichen sein)
    3. jagdobjekt, nur mal für so
    4. nicht erlegbares jagdobjekt ( angreifbare person, zum verspotten frei gegeben)

    so nun eine frage, in welche kategorie fällt eine nicht fertige.

    ich will nicht sagen das ich nun meine keule schnappe, aus meiner höhle krieche und auf die jagd gehe. aber personen die außerhalb der norm sind( der norm in den köpfen der menschen, das normbild das sie sich selbst geschaffen oder ihnen anerzogen wurde) solche leute sind angreifbar. leider auch nicht nur mit bemerkungen.
    besoffene sind wohl der obergraus, zwei drei zusammen und sie sind megastark. leider.

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  2. Hallo Noreen!
    Ich versuche einmal aus meiner eigenen Erfahrung zu berichten. Genau diese Ängste und Bedenken, die du schilderst haben mich früher auch umgetrieben: Was denken die Anderen über mich? Wollen die sich mit mir vor Dritten zeigen? Welche Bemerkungen werden gemacht werden? Kann ich dem etwas entgegen setzen? Ich habe mich permanent nach außen orientiert, habe unendlich viel Energie darauf verwendet, die Anderen zu sehen, zu hören, auf sie zu reagieren und war immer in einer Angst- und Abwehrhaltung. DAMIT IST NUN ENDLICH SCHLUSS! Mir ist klar geworden, daß ich diese Energie und Zeit lieber für mich verwende, um MEIN Leben zu gestalten und zu leben. Ich weiß, daß ich Andere nicht verändern kann und das will ich auch nicht. und was meine Umwelt über Frauen, die früher als Männer gelebt haben, denkt, spielt für mich keine Rolle. Ich grüße dich und wünsche dir, daß du DEIN Frauenleben nach DEINEM Gusto zu leben lernst. Herzlich, Claudia aus Kiel.

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  3. @riese
    Lieber riese,

    besser und treffender kann mann es wohl nicht ausdrücken. Traurig. Aber wahr.
    Nun, was soll's. Ich hab mir für dieses Leben diese Hülle gesucht. Dann soll es wohl so sein.... Und bleiben.
    Und bis jetzt habe ich Glück gehabt. Ich habe zwar schräge Blicke erlebt, aber keine Anfeindungen...

    Es bleibt dabei: Das Leben ist eines der spannenderen... ;-)

    Danke für deinen Kommentar.

    @Claudia
    Liebe Claudia,

    vielen Dank für deine warmen Worte.
    Meistens ist es für mich so, dass ich mein Leben so für mich lebe, wie ich es will.... :-)
    In manch schwachen Momenten holt mich mein altes Leben, welches ich bis vor drei Jahren lebte, ein und verunsichert mich... Aber das sind heute nur noch Momente, kurze Augenblicke....

    Für mich war das die Frage, mit der ich durch meinen langjährigen -und fest zu mir stehenden Freund- konfrontiert wurde: Will ich so mit dir auf die Straße gehen?
    Natürlich kann ich diese Frage für mich mittlerweile beantworten. Aber eben nicht für ihn.
    Da muss ich wohl noch ein wenig an meinem Passing arbeiten... ;-) Damit das für ihn keine Frage mehr wird, sondern ein Bedürfnis... ;-) ;-)

    Und ein für mich ganz wichtiger Schritt ist zB meine morgige Geburtstagsfeier mit meinen Freunden als Noreen.
    Ein weiterer Schritt nach außen...

    Liebe Grüße nach Kiel,
    Noreen

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